Dienstag, 26. April 2011

Interview mit Jungdesigner Rayan Odyll.

Jung, talentiert, provokant - Rayan Odyll
Rayan Odyll (23) macht seine Mode durch skurrile Shows und faszinierenden Prints (Weltraumaufnahmen, welche ihm von der NASA  bereitgestelt wurden) einzigartig.
Seine Debütkollektion trägt den Titel „Übermensch“. Diesen Titel hat er sich wohl, durch seine unverwechselbaren Designs redlich verdient.

1.Wie bist du in die Modebranche gekommen?
Ich wollte mich mit den schönen Dingen im Leben beschäftigen. Eines dieser Dinge ist nun mal die Mode bzw. die äußere Hülle des Menschen. Durch meine Mutter hatte ich schon sehr früh einen Bezug zur Mode. Sie hat Ihre Kleider selbst entworfen und genäht. Da sie mich auch immer sehr involviert hatte und nach meinem Geschmack fragte,  bin ich schnell zur Bezugsperson geworden, wenn es um Stil und Modefragen ging.
Ich denke, dass hat mich Nachhaltig sehr geprägt. Und wenn man mit 5 Jahren schon Tischdecken zu Kleidern drapiert wird es klar, dass man in der Mode richtig ist.

2.Was inspiriert und fasziniert dich?
Das würde ich nicht relativieren, da ich mich von allem inspirieren lasse. Bücher, Musik, Filme, Kunst, Personen. Aber auch Themen wie die Psychologie des Menschen inspirieren mich sehr.
Ich finde es interessant aus dem Unterbewusstsein heraus etwas zu schaffen. Dieser mentale Ort ist nicht einfach zu greifen, somit ist es hier schwer Referenzen daraus vorzuweisen. Wenn mansich z.B. von den 50er Jahren inspirieren lässt, hat man eine Masse an Referenzen, die das Thema verständlich machen. Aber so kommt man nun mal auf neue Ideen und Vorstellungen. Man muss im Allgemeinen einfach nur offen für Inspiration sein.

 3.Hast du Vorbilder?
Es gibt so viele interessante Menschen auf der Erde_ Manche bewundere ich für Ihre Stärke, manche für Ihren Mut, manche für ihre Lebenslust und die anderen dafür dass sie intensive an der Mitgestaltung des Lebens teilhaben.

4. Wie entsteht ein Kleid bei dir?
Ich bin ein Kind der Drapage und so ist die Kollektion zu 80 Prozent aus freier Hand entstanden. Ich nehme den Stoff und forme ihn direkt an der Büste, mein Auge entscheidet dann innerhalb von Sekunden, ob es wirkt oder nicht. Dieser Prozess liegt mir sehr am Herzen, weil es auch vorkommen kann, dass im Entstehungsprozess aus einem Mantel ein Kleid oder ein Rock wird. Dieser Prozess ist fast mit einem Trancezustand vergleichbar. Man vergisst einfach alles um sich herum bis das Teil letztendlich steht.

5. Wo kann man deine Kreationen Bewundern auf welchen Veranstaltungen werden sie präsentiert?
Ich arbeite gerade an mehreren Projekten gleichzeitig. Der nächste Termin ist die Eröffnung des BetaHauses in Köln am 7. Mai, da werde ich zusammen mit Nihan Dramis ein StylingKonzept für die Bediensteten entwickeln.
Außerdem bereite ich parallel meine Sommerkollektion vor, welche im August präsentiert wird. Man darf gespannt sein.

6. Nach welchen Prinzipien suchst du deine Models aus?
Models müssen zum Kollektionskonzept passen, im Allgemeinen mag ich starke Charaktere, eigene Gesichtszüge, spezielle Models.

7. Mit welchen Models hast du schon zusammen gearbeitet?
Ich arbeite gerne mit Newcomer Models zusammen, denn so entdeckt man auch immer wieder eigenartige Gesichter. Jackie hide, Laura Weyel, Neele Hehemann und viele andere interessante Models haben aber auch schon für mich gemodelt.

8. Hast du außer der Mode noch andere Interessen?
Aber natürlich! Mich interessiert so vieles, besonders das Leben interessiert mich. Es gibt Unmengen zu entdecken. Das manische Interesse an einer Sache, erweckt das antasten an verschiedensten Themengebiete. Die Möglichkeiten in die tiefe einer Thematik zu gehen und die Essenz daraus zu entnehmen, sei es für eine neue Kollektion oder ein Projekt, ist sehr erstaunlich. Ich brauche Futter um daraus meinen kreativen Ergüssen freien lauf zu lassen.

9. Deine Kollektion trägt den Titel „Übermensch“, was mochtest du mit dieser Kollektion übermitteln?
Es ging mir in der Kollektion um eine Art Idealmensch, der sich aus den engen Grenzen der Realität befreit und sich neu erfindet. Ich habe mich immer sehr mit der Psyche des Menschen befasst und ihrem Unterbewusstsein, was für mich auch als endlose Inspirationsquelle dient. Die griechische Mythologie hat mich zudem sehr beeinflusst, ihre Darstellungen von Charakteren und Mischwesen, Schreckgestalten, Göttern und Übermenschen verlangen eine gewaltige Kraft an Fantasie. Aber auch die Arbeiten von Künstlern wie Emir Alzamora und Daniel Firman haben mich inspiriert. Sie erfinden Szenen aus der griechischen Mythologie neu und lassen sie in ihren Installationen und Skulpturen wieder aufleben. Man verspürt eine gewisse Fremdartigkeit bei diesen Objekten, zu denen ich mich sehr verbunden fühle.

10. Welche Altersgruppe ist deine Zielgruppe?
Ich designe nicht für eine spezielle Zielgruppe, Menschen jedes Alters sehe ich in meinen Entwürfen. Es kommt auch sehr stark auf die Art und Weise wie man spezielle Kleidung trägt.

11.Wenn du ein Tag jemand anderes sein könntest, wer wärst du dann?
… Es wäre definitiv jemand aus einer anderen Zeit oder aus einer anderen Welt…

12.Was macht dich einzigartig?
Wie Luciennebaba so schön gesagt hat: “… die Kunst anders zu sein“

13. Beschreibe deine Entwürfe in 3 Worten.
Modern, feminin und experimentell. Meine Entwürfe sollen inspirieren und ein gewisses unentdecktes Körpergefühl geben.

14. Würdest du deine eigenen Designs tragen?
Welch eine eine Frage. . . 
Fotos: Rayan Odyll
©Steven Schauer